Der Weg ist das Ziel...
  • Landschaft und Ausblick bei Reillanne

  • Reillanne

  • Blick auf Mane und Forcalquier

  • Iris im Garten der Prieuré de Salagon

Unterwegs in der Haute Provence

Nach einigen kleineren Wanderungen in der Umgebung unternahm ich immer wieder kurze Ausflüge im Umkreis von ca. 60 km - mehr brauchte ich nicht. Schon die Strecken über winzige Sträßchen (Navi auf "schöne Route" eingestellt), vorbei an wilden Schluchten und durch kleine Dörfer, bieten für alle Sinne soviel Reizvolles, Spektakuläres und jede Menge Attraktionen, dass ich die großen Ziele (Arles, Aix-en-Provence, Les Baux-de-Provence) zunächst mal aus dem Auge verloren habe.

Manosque (ca. 22.000 Einwohner) und Forcalquier (ca. 5.000 Einwohner) sind die beiden wichtigen Kleinstädte für die Region hier - oberhalb des Durance-Tals, zwischen der "Montage de Lure" und dem "Luberon".

Apt ist ungefähr 30 km und der Flughafen Marseille knapp 100 km entfernt.

Aber auch die meisten Dörfer haben meist eine passable Infrastruktur.

Manosque...

...die Geburtsstadt von Jean Giono, einem "Heimatdichter", der teilweise nur schwer lesbare, weil schwülstige, Romane geschrieben hat. Aber ich habe mich durchgequält!
Die Innenstadt wird vom mittelalterlichen Zentrum geprägt: enge, verwinkelte Gässchen, hohe dunkle Häuser mit dicken Mauern. Querdurch führt als Fußgängerzone eine quirlige Einkaufsstraße mit tollen Patisserien, Metzgereien, Modeboutiquen, Bücherläden, Galerien, Brillen- und Schuhgeschäften - was man so im täglichen Leben benötigt. Mitten drin gibt es einen schönen Platanen bestandenen Platz mit Café, Rathaus und alter Kirche.
Die großen Einkaufzentren liegen - wie überall - außerhalb des Zentrums entlang der A 51, dem EDF-Kanal und der Durance.

Hier befindet sich auch der Hauptsitz der Firma L'Occitane mit einem überschaubaren "Jardin mediterranéen", einem kleinen Museum, der Fabrik und natürlich einem Shop (https://fr.loccitane.com/). Und natürlich habe ich dort etwas appetitlich Duftendes mitgenommen.

Manosque - mittelalterlicher Stadtkern

               

Forcalquier - lebhafte, kleine Stadt

Forcalquier empfinde ich als sehr viel angenehmer als das "große" Manosque. Um die ehemalige Zitadelle herum winden sich schmale Straßen mit alten Häusern. Überall schmücken Blumen jede noch so kleine Ritze in den Mauern und an den Häusern. Brunnen plätschern und kleine, bunte Geschäfte bieten wohl hauptsächlich für Touristen jede Menge geschmackvollen Krimkrams.
In den Restaurants und Cafés sitzt man gemütlich im Schatten oder man quält sich - so wie ich - in der Mittagshitze hoch zur Zitadelle Notre Dame de Provence. Von dort oben aus hat man einen grandiosen Ausblick auf das umliegende Land.
Montags gibt es einen großen Markt mit Obst, Gemüse, Korb- und Tonwaren, Klamotten, Trockenfrüchten und allerlei Eingelegtem.

Forcalquier - eine kleine Auswahl

Wanderungen in der Umgebung

Die Sonne scheint, aber 18° C im Pool reizten anfangs nicht unbedingt zu einer Runde Schwimmen.
Also Rucksack gepackt und los ging es Richtung Reillanne - eine Strecke von ca. 4 km: das müsste wohl als Einstieg zu schaffen sein. Eine tolle Tour, natürlich vom Tal des kleinen Flüsschens Largue aus bergauf. Und am Wasser war es doch ziemlich matschig, so dass ich gleich die Pampe an den Schuhen kleben hatte.
Es ging vorbei an Häuserruinen, durch Steineichenwälder und wilde
 Blumenwiesen. Im Hintergrund konnte ich immer wieder Blicke auf die schneebedeckten Berge im Nationalpark "Mercantour" werfen. Dabei zirpten in den Wiesen die Grillen und die Vögel zwitscherten um die Wette.
Wieder "zuhause" wurde gekocht: Frikadellen, gefüllte Champignons, Nudeln und ein Stück Rinderbraten. Das ist dann für die nächsten Tage genug.
Draußen ist es mondhell und kalt. Die Sterne funkeln und irgendwelche nachtaktiven Vögel turnen in den Bäumen hinten am rauschenden Bach... Idylle pur!

Nach 1 Woche wurde das Klima wesentlich angenehmer: noch nicht zu heiß und schon alles wunderbar grün. Überall blühten Iris, Orchideen, Thymian, Rosmarin, Mohnblumen, später auch der Ginster. Bei meinen Wanderungen traf ich kaum einen Menschen, einmal begleitete mich ein Hund ein Stück des Weges. Zwar ging es oft ziemlich steil bergauf und natürlich verfranste ich mich hin und wieder zwischen der piekigen Garrigue, aber schließlich kam ich immer wieder heil "zu Hause" an - auch wenn es mal durch eine Furt des kleinen Bachs ging.

Gärten, Parks und alte Gemäuer

In unmittelbarer Nähe zur Ferienwohnung gibt es jede Menge Ausflugsziele, die ich erkundete. Bei Mane befindet sich die Prieuré de Salagon (www.musee-de-salagon.com/accueil.html). Mitten in einem großzügig angelegten Garten liegt malerisch die schöne alte Abtei, in der Kunst ausgestellt ist; zur Zeit hingen kleine witzige Bilder von Mathias Poisson aus (strabic.fr/Mathias-Poisson-Cartographier-les-interstices-de-la-ville).


Im Garten wachsen Pflanzen, die seit dem Mittelalter für die Küche, die Kosmetik und die Heilkunst angebaut wurden. Im Mai quakten jede Menge unterschiedlicher Frösche in den Wasserbecken und -rinnen.

Prieuré de Salagon

Abbaye de Valsaintes - Simiane la Rotonde

Schon die Anreise zur Abbaye de Valsaintes (www.valsaintes.org/visite-jardin-en.htm) war ein Erlebnis. Über schmale Sträßchen ging es durch dichten Wald hoch auf 800 m. Von dort konnte ich bis zum Mont Ventoux blicken. Später fuhr ich  entlang des Gorges d' Oppedette Richtung Simiane la Rotonde zum Rosenparadies der Abbaye.
Die Gebäude überzeugten mich nicht unbedingt. Aber der Garten ist wirklich prachtvoll: hunderte Rosen und andere Pflanzen blühten, es zwitscherte, summte und flatterte von Vögeln, Hummeln, Bienen und Schmetterlingen.
In Simiane la Rotonde besichtigte ich kurz die leergeräumte Burganlage und fuhr gemütlich über Banon und Le Rocher d'Ongles zurück in mein Domizil.

Zwischen Reillane und Cereste liegt etwas versteckt in einem maleischen Tälchen die Ruine einer ehemaligen Prieuré - nahe der alten römischen Via Domitia und am Pilgerweg nach Santiago de Compostela. Viel kann man von außen nicht erkennen und hinein kam ich nicht.
Aber es ein schöner, schattiger Platz und natürlich habe ich auch jede Menge alter Steine abfotografiert.

Prieuré de Carluc

Château de Sauvan

Einmal stand ich schon vor dem Tor, aber es war geschlossen. Ich informierte mich und kam ein paar Tage später pünktlich zur Führung am Schlossparkplatz an. Das Gebäude sieht so ganz anders aus, als die übrigen Burgen und Schlösser in der Umgebung. Und die Innenausstattung ist wirklich prächtig. Leider verstand ich vom Vortrag während der Führung nicht besonders viel und fotografieren war nicht erlaubt. Mit Kindern wäre das wohl kein besonderes Vergnügen!
Und so machte ich nach 1,5 Stunden Besichtigung etliche Bilder von der Außenansicht, vom Park und den Tieren. Später fuhr ich mir beim Ausparken noch 'ne fette Beule in meine Heckklappe...Bald sieht das Auto wie eine Ziehharmonika aus!
www.chateaudesauvan.com/

Prieuré de Ganagobie

Schon der Name Ganagobie, wie auch die Beschreibungen in den Reiseführern lockte mich an. Und so ging es an Mohnfeldern vorbei Richtung Durance. Auf einem schmalen, steilen, kurvigen und einem neuen, aber nur knapp befestigten Sträßchen (selbst meinem Navi wurde schwindelig) schraubte ich mich nach oben, stellte das Auto auf dem puckeligen Parkplatz unter einem schattigen Baum ab und marschierte einen breiten Weg entlang zum Kloster. Fast automatisch gelangt man zum großen weißen Kreuz mit einer wahnsinnigen Aussicht über das Durancetal. Leider war es wegen der Hitze etwas dunstig, so dass die Fotos nicht ganz toll wurden.
Da das Kloster noch bewohnt ist, kann man nur die Kirche mit den einzigartigen Mosaiken besuchen.
Im Klosterladen kaufte ich noch Pfefferminztee und das eine + andere Mitbringsel aus der klösterlichen Produktion.
Auf dem Rückweg konnte ich von Ferne noch die eigenartig geformten Felsen von Les Mées bewundern.
Über kleine gewundene Straßen, durch winzige malerische Dörfer und vorbei am ehemaligen Steinbruchgebiet von Forcalquier kam ich ziemlich kaputt in der Mühle an. 

Villemus und Lincel

Beide Orte sah ich immer wieder bei meinen Wanderungen - sie lagen quasi um die Ecke.

Also machte ich mich auf und suchte einen Weg hoch nach Lincel, ohne entlang der sehr kurvigen, engen Straße laufen zu müssen. Ich war ziemlich verblüfft, dass es hinter der Leitplanke tatsächlich einen Trampelpfad gab. Dann kam der "Anstieg". Auf halber Höhe gibt es ein Brunnenhäuschen, Schafe blökten hinterm Gebüsch und der Weg schlängelte sich im Schatten alter Bäume entlang. Ein wenig später marschierte ich auf einem kleinen Sträßchen weiter bis in die Ortsmitte. An der Kirche legte ich eine Rast ein, faltete die Karte auseinander und plante die weitere Tour. Aber ich entschied mich, nach einem kurzen Rundgang durchs Dorf wieder umzukehren - allerdings wählte ich einen etwas anderen Weg und stand am Ende vor dem Bach: also mit den Sandalen durch und das letzte Stückchen mit quatschenden Füssen in die Mühle.

Als ich nach Villemus wollte, war es doch schon ziemlich heiß. Zunächst ging es absolut steil zur kleinen Kapelle oberhalb der Haarnadelkurve hoch. Der restliche Weg war zwar stetig ansteigend aber nicht schwierig. Im Ort selbst war gar nichts los. Die Aussichten waren allerdings grandios.
Der Empfehlung eines anderen Wanderers, doch entlang der Felder und durch private Anwesen zurück zu laufen, folgte ich nicht. Und so ging es später zügig Richtung heimatlicher Mühle.

Mane

Auf dem Weg nach Forcalquier fährt man durch Mane. Die Prieuré Salagon, das Schloss Sauvan und der tolle Laden "Maison des Produits de Pays"* liegen in Mane... also war auch mal ein Spaziergang durch den Ort fällig.
Wirken die Häuser entlang der Durchgangsstraße eher abweisend, zeigt sich das Örtchen in seinem Kern von der schönsten provençalischen Seite.

 

* In diesem Geschäft bekommt man viele Produkte aus der direkten Umgebung: Olivenöl, Wein, Seifen, Duftwässerchen, Kunst, Schmuck, Keramik, Gewebtes, Lederwaren, Kräuter, Postkarten und...und...und

Dijon

Gemütlich ging es über Landstraßen bis nach Dijon. Hier hatte ich insgesamt 2 Übernachtungen geplant. Diesmal wollte ich mir unbedingt die Stadt ansehen. Das Hotel etwas außerhalb buchte ich lange im Voraus (www.kyriad.com/fr/hotels/kyriad-prestige-dijon-nord-valmy). Es hatte aber gegenüber vor 3 Jahren doch sehr nachgelassen.
Abends aß ich in einem italienischen Restaurant eine Kleinigkeit und erkundete das riesige Einkaufzentrum "La Toison d'Or" im komplett neu geplanten Gewerbepark "Parc Valmy".
Mit einem 2-Tages-Ticket für Busse & Bahnen ausgerüstet fuhr ich die 3,5 km in die quirlige Innenstadt. Es fand ein Halb-Marathon mit Hunderten Menschen statt. Überall wuselten bis Mittags rot bekleidete Männer und Frauen samt ihrer gesamten Familie durch die Stadt. Dann kehrte aber Ruhe ein und ich konnte die prächtigen Paläste, wuchtigen Kirchen, bunten burgundischen Dächer, die alten typischen Fachwerkhäuser, die holzverkleideten Geschäfte und verschwiegenen Bürgerhäuser bewundern. Alles wurde in weißem Stein gebaut, so dass die gesamte Stadt sehr hell und einladend wirkte. Das "Musée des Beaux-Arts" wird grade umfassend saniert, so dass es nur eine kleine Ausstellung mit sakraler Kunst gab.


Am nächsten Tag wanderte ich bis zur äußersten Spitze des Lac Kir und entlang des Canal du Bourgogne bzw. dem Flüsschen L' Ouche wieder in die Stadt zurück. Am Nachmittag fand auf dem Place Darcy ein kleines Tanzfest statt. Mit der Bahn ging es wieder bequem ins Hotel.

Am letzten Tag bummelte ich nicht und kam über ungewohnte Autobahnen (über Saarbrücken) wohlbehalten in meiner 20. Etage in Mülheim an.